
Bruno Bauch gründet zusammen mit seinem Jenaer Kollegen Max Wundt im Frühjahr 1917 die Deutsche Philosophische Gesellschaft. Sie soll als Gegengewicht zur international ausgerichteten Kant-Gesellschaft agieren. In den Folgejahren sollte die Gesellschaft zu einem wichtigen Scharnier zwischen nationalkonservativen, völkischen und nationalsozialistisch orientierten Philosophen werden. Zudem pflegt sie rege Kontakte zu völkisch-deutschnationalen Verbänden und Organisationen: zur DNVP, dem alldeutschen Verband, zum Stahlhelm und zur „Gesellschaft deutscher Staat“, deren Vorsitz Max Wundt 1925 übernimmt.
Treibende Kraft hinter der Gründung war Arthur Hoffmann, ehemaliger Assistent Bauchs und Leiter der Erfurter Ortsgruppe der Fichte-Gesellschaft. Die Fichtegesellschaft hatte sich das Ziel gesetzt, das „Gemeinschaftserlebnis“ vom August 1914 neu zu beleben. Sie setzte dafür auf eine Überwindung gesellschaftlicher Gegensätze durch die Besinnung auf eine gemeinsame Nationalkultur. In diesem Sinne will sie eine „Erbauung aus dem Geist des deutschen Idealismus“ leisten.
„Gegen Rationalismus und Dogmatismus, gegen Materialismus und Relativismus, die alle vier dem deutschen Wesen fremd, ja feind sind, gilt es mit den geistigen Waffen reiner und strenger Wissenschaft zu kämpfen für eine deutsche idealistische Weltanschauung, die unser Volk nach den Erschütterungen des Weltkrieges nötiger haben wird als je.“
Gründungserklärung der Deutschen Philosophischen Gesellschaft
In der von der Gesellschaft veröffentlichten Zeitschrift „Beiträge zur Philosophie des deutschen Idealismus“, seit 1927 „Blätter für deutsche Philosophie“ versuchen Autoren wie Bauch, Hoffmann, Boehm und Engert eine solche „deutsche idealistische Weltanschauung“ auszuarbeiten.
Im Anschluss an die Ideen des süddeutschen Neukantianismus gehen sie davon aus, dass sich die Bildung von Gemeinschaft durch den Einsatz für die Realisierung absoluter Werte vollzieht. Dabei schreiben sie verschiedenen „Völkern“ und Individuen je eigene Weisen der Erfassung und Realisierung dieser Werte zu. Sie gehen so davon aus, dass sich so die unterschiedlichen „Völker“ gerade durch die Besinnung auf das Eigene in einer gemeinsamen Menschheitskultur wechselseitig ergänzen können. Ihrer Auffassung nach war es Deutschlands Aufgabe im Weltkrieg, ein so verstandenes „Pluriversum der Kulturen“ gegen eine uniforme Zivilisation zu verteidigen.
Darüber hinaus werden verschiedenen „Völkern“ unterschiedliche Fähigkeiten für das Erfassen und Realisieren von Werten zugeschrieben. Damit wird die beschriebene Vielfalt in einer gemeinsamen Menschheitskultur unter der Hand zu einer Hierarchie zwischen den einzelnen Nationen. Zudem wird, etwa bei Bauch, die zu schaffende Kulturgemeinschaft nicht nur von einem gemeinsamen Boden und einem gemeinsamen Staat abhängig gemacht. Auf dieser Grundlage wird dann zwischen „Gast-“ und „Wirtsvölkern“ unterschieden und Jüdinnen und Juden aus dem Kreis der Kulturgemeinschaften ausgeschlossen.
Damit treibt die Deutsche Philosophische Gesellschaft die Polarisierung und Spaltung auch der philosophischen Öffentlichkeit während der Weimarer Republik voran. Sie begünstigt damit auch eine Radikalisierung der Diskurse.
Der Vorsitzende der Deutschen Philosophischen Gesellschaft Felix Krueger kann 1933 feststellen, dass die Gesellschaft eine Umstellung nicht vorzunehmen braucht, weil sie seit je die geistigen Strömungen unterstützt hat, die mit der „nationalen Revolution“ zur Herrschaft gekommen sind. 1934 teilt der Vorstand der Deutschen Philosophischen Gesellschaft mit: „Vieles von dem, was wir erstrebt und für das wir gearbeitet, ist durch die nationale Revolution der Erfüllung näher gebracht. Aber das entbindet uns nicht von der Pflicht, sondern verpflichtet uns gerade in unserer unmittelbaren Gegenwart erst recht, in die Aufbauarbeit deutscher Weltanschauung die Kräfte deutscher Philosophie einzusetzen.“
Literatur
Wolfgang Fritz Haug (Hrsg.), Deutsche Philosophen 1933, Hamburg 1989.
Thomas Laugstien, Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus, Hamburg 1990.
Christian Tilitzki, Die deutsche Universitätsphilosophie in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. 2 Bände, Berlin 2002.
Bildnachweis
Deckblatt, Hintergrundbild Anhang und Bild
- Titel: Bruno Bauch, vor 1920
- Autor: unbekannt
- Quelle: http://phaidon.philo.at/asp/bbauch.htm
- bearbeitet von SB