
Die in den frühen Schriften entwickelten grundlegenden wertphilosophischen Überlegungen werden von Bauch bis in die 30er Jahre weitergeführt. So arbeitet er mit Gegenüberstellungen, deren grundlegende Konturen schon in den Überlegungen zum Begriff der Nation entwickelt worden sind: Einer auf äußere materielle Zwecke bezogenen Zivilisation stellt er die „wahre Kultur“ und ihren inneren, auf „echte Werte“ bezogenen Gehalt entgegen. Auch hier geht er davon aus, dass die Kultur erst in der Nation ihre konkrete Gestalt und im „Volk“ ihre natürliche Grundlage findet und dass die „natürliche Abstammungsgemeinschaft die Grundlage des Verstehens bildet: „Aber kann der Angehörige eines Volkes das Geistesleben anderer Völker auch nur verstehen, wenn ihm nicht zuvor das Verständnis für den Geist des eigenen Volkes aufgeschlossen worden ist?“ Ebenso wird diese Gegenüberstellung letztendlich antisemitisch ausgedeutet: Während hier „bloße Zivilisationsliteraten“ sich ein luxuriöses Dasein verschaffen und – er erwähnt hier Freud und Einstein – die Wissenschaft zum Mittel ihrer „Geschäftsgier“ herabwürdigen, erfolgt dort die selbstlose Hingabe an den Wert der Wahrheit um ihrer selbst willen.

Diese grundsätzliche Ausrichtung wird in politischer Hinsicht zusätzlich dadurch zugespitzt, dass Bauch sich zumindest nach dem 30. Januar 1933 von den neuen Machthabern die Umsetzung seiner philosophischen Vorstellungen erhofft. Das freilich nicht ungebrochen. So warnt er davor, Kultur und Bildung in den Abgrund zu drängen. Gegen die Forderungen nach einer „NS-Hochschulrevolution“ schreibt er, dass die „Mißachtung des Geistigen“ ein noch unerkanntes Erbe des der deutschen Kultur feindlichen Materialismus sei.
Ein sich auf das Erbe der deutschen Kultur beziehender Nationalsozialismus aber wird, so die Erwartung, das von ihm entwickelte Verständnis von der Bestimmung der Nation verwirklichen.
„Wir haben in Deutschland den wunderbaren Umschwung und Aufschwung erlebt, in dem das deutsche Volk sich gefunden und zur Nation zu werden begonnen hat.“
Bruno Bauch 1933
Zu diesem Werden der Nation hat auch die Philosophie beizutragen. „An dieser Sendung mitzuarbeiten und mitzuwirken, ist eines jeden heilige Pflicht und Aufgabe, ganz besonders der deutschen Wissenschaft und innerhalb dieser vor allem der deutschen Philosophie.“ So erscheint es nur konsequent, dass Bauch zu den Märzwahlen 1933 den Wahlaufruf für die NSDAP unterzeichnet.
Literatur
Bruno Bauch, Nation und Erziehung, in: Deutsches Adelsblatt. Nr. 14, Jg. 51, April 1931, S. 222–223.
Bruno Bauch, Wert und Zweck, in: Blätter für deutsche Philosophie. Zeitschrift der deutschen philosophischen Gesellschaft. Band 8, Berlin 1934/35, S. 39–59.
Bruno Bauch, Erbanlage, Erziehung und Geschichte, in: Blätter für deutsche Philosophie. Zeitschrift der deutschen philosophischen Gesellschaft. Band 15, Berlin 1941/41, S. 46–68.
Bildnachweis
Deckblatt, Hintergrundbild Anhang und Bild 1
- Titel: Bruno Bauch, vor 1920
- Autor: unbekannt
- Quelle: http://phaidon.philo.at/asp/bbauch.htm
- bearbeitet von SB
Bild 2
- Titelbild Deutsches Adelsblatt. Nr. 14, Jg. 51, April 1931
- Quelle: SB