
Nicht nur philosophisch, sondern auch politisch erweist sich Wundt während seiner Tätigkeit an der Universität Jena in den 20er Jahren als äußerst umtriebiger Brückenbauer zwischen der nationalkonservativen und der völkischen Rechten. Er gehört zu den Professoren, die die Opposition der geistigen Eliten und Beamten der Weimarer Republik in eine bewusste Unterstützung des Nationalsozialismus überführen.

Er ist Gründungsmitglied der „Deutschen philosophischen Gesellschaft“, ab 1925 Vorsitzender der „Gesellschaft deutscher Staat“, einer wichtigen Vermittlungsinstanz zu DNVP, Stahlhelm, dem Alldeutschen Verband etc., und schreibt für verschiedene völkische Zeitschriften.
1929 nimmt er einen Ruf an die Universität Tübingen an. Im selben Jahr wird er Mitglied in Rosenbergs „Kampfbund für deutsche Kultur“. Während des NS ist er im Sachverständigenbeirat der „Forschungsabteilung Judenfrage“ tätig. Zudem verfasst er Beiträge für das Projekt „Das Deutsche in der deutschen Philosophie“, mit dem die Nationalsozialisten die Leistungsfähigkeit der deutschen Philosophie nach der Vertreibung jüdischer und andersdenkender Mitarbeiter an den philosophischen Instituten unter Beweis stellen wollten. Auch wenn diese offene Unterstützung des Nationalsozialismus in die Zeit nach seiner Berufung an die Universität Tübingen im Jahre 1929 fällt, vollziehen sich die entscheidenden geistigen Umorientierungen schon während seiner Tätigkeit als Professor am philosophischen Seminar der Universität Jena. An seinem Werk lassen sich auch die Kräfteverschiebungen innerhalb des völkischen Lagers während der Weimarer Republik ablesen.
Literatur
Manfred Hantke, Von braunen und anderen Geistern. Die Tübinger Philosophen Max Wundt und Theodor Haering in Weimarer Republik und Nationalsozialismus, in: https://publikationen.uni-tuebingen.de/xmlui/handle/10900/70140
Bildnachweis
Deckblatt, Hintergrundbild Anhang und Bild 1
- Titel: Max Wundt
- Autor: Charlotte Gröger
- Quelle: Universitätsarchiv Tübingen; https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/ubt_portraits/54511/Wundt+Max
- bearbeitet von SB
Bild 2
- Titel: Plakat „Völkische Tagung“
- Autor: DNVP, Ernst-Klett Verlag
- Quelle: Universitätsarchiv Tübingen; https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/wlb_plakate/00002846/V%C3%B6lkische+Tagung+Dr+Wundt++%22Staat+und+Volksbildung%22+%3B+v+Porembsky++%22Erblehre+und+Volksgesundheit%22+%3B+%22Die+Bedeutung+der+v#