
In den 30er und 40er Jahren bemüht sich Wundt um eine philosophische Klärung der „Rassentheorie“. Dabei bezieht er sich auf Chamberlain, Gobineau und seinen ehemaligen Jenaer Kollegen Hans Günther. Demnach gehen alle wichtigen Kulturleistungen auf die „nordische Rasse“ zurück.
In den Mittelpunkt seines Denkens rückt nun Platon. Als erster völkischer Denker hätte er die Bedeutung der Bevölkerungspolitik für die Stabilität des Staates erkannt. Den Untergang des Staates hätte er auf die „Mischung verschiedener Rassen“ zurückgeführt. Er sei für eine Wiederherstellung der staatlichen und völkischen Einheit durch eine staatlich regulierte Geburtenpolitik und eine klare ständische Gliederung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen eingetreten. Zudem hätte er die Unterordnung von Religion und Kunst unter die Aufgabe der völkischen Erneuerung gefordert.
„So sind wir berechtigt, Platon den ersten völkischen Denker zu nennen.“
Max Wundt 1934
Der Nationalsozialismus gilt damit als entscheidender Wendepunkt der Geschichte. Hier wird diese politische Konzeption zur geschichtlichen Wirklichkeit. „Der Nationalsozialismus hat als erster die rassische Aufzucht und Pflege des Volkes zur obersten Aufgabe gemacht. Damit ist ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit eingetreten.“

Auch diese Rechtfertigung der NS-Verbrechen greift noch auf die in früheren Schriften entwickelten neoidealistischen Überlegungen zurück. Der Sinn der Geschichte liegt in der Hervorbringung des Wahren, Schönen und Guten. „Es sind drei Hochziele, auf die das Dasein der geschichtlichen Völker eingestellt ist, und die ihren Wert bestimmen: Gerechtigkeit, Schönheit, Weisheit.“ Dem dient nach Wundt auch die NS-Politik. Es sei die historische Aufgabe, „den Menschen zur Schau des Ewigen heranzuzüchten und heranzuziehen“. Das Vokabular der klassischen Tradition wird noch beibehalten; es fungiert hier jedoch nur noch bloßes Ornament des Unrechts.
Literatur
Max Wundt, Aufstieg und Niedergang der Völker. Gedanken über Weltgeschichte auf rassischer Grundlage, München 1940.
Max Wundt, Der Gedanke des Volkstums in der Geschichte der Philosophie, in: Ganzheit und Struktur. Festschrift zum 60. Geburtstage Felix Kruegers, München 1934.
Max Wundt, Platon als völkischer Denker, in: Aus Unterricht und Forschung. Band 6, 1934.
Bildnachweis
Deckblatt, Hintergrundbild Anhang und Bild 1
- Titel: Max Wundt
- Autor: Charlotte Gröger
- Quelle: Universitätsarchiv Tübingen; https://www.leo-bw.de/web/guest/detail/-/Detail/details/DOKUMENT/ubt_portraits/54511/Wundt+Max
- bearbeitet von SB
Bild 2
- Titel: Titelbild von „Aufstieg und Niedergang der Völker“
- bearbeitet von SB