Der Rundgang thematisiert unterschiedliche während der Zwischenkriegsperiode im mitteldeutschen Raum aktive Netzwerke, die sich hier rund um die Rudelsburg und Saaleck verdichten und zum Teil überschneiden. Gerichtet gegen die Weimarer Republik und die „Schmach von Versailles“, entwickeln sie doch sehr unterschiedliche politische Ausrichtungen und Wirkungssphären.
Da sind zum einen die Netzwerke der Korporationen, die mit ihren Verbindungen zwischen jungen Studenten und „alten Herren“ die Reproduktion der kulturellen und politischen Eliten auch während der Phase der Weimarer Republik mit ermöglichen und die mit den von ihnen gestifteten Denkmälern die Erinnerungskultur in der Region bis heute prägen.
Zum anderen wirft der Rundgang einen Blick auf die rechtsterroristischen Versuche, einen gewaltsamen Umsturz der Weimarer Republik herbeizuführen. Die von der „Organisation Consul“ verübten Morde an führenden Repräsentanten und linken Politikern der Weimarer Republik waren nur möglich, weil sie sich auf ein republikweites Netzwerk von Helfern und Unterstützern verlassen konnten. Dazu gehörte auch der damals auf der Burg Saaleck ansässige Hans Wilhelm Stein.
Der Schwerpunkt des Rundgangs liegt jedoch auf dem „Saalecker Kreis“ um den Architekten Paul Schultze-Naumburg. Das hier geschaffene Netzwerk rechter Intellektueller hat durch seine vielfältigen Tätigkeiten mit dazu beigetragen, dem NS auf unterschiedlichen Kulturgebieten – Architektur und Kunst ebenso wie Geschichte und Philosophie – ideologische Kohärenz und Kontinuität zu verschaffen. Zudem erschließen sie dem NS neue Schichten: so wird mit der Berufung Hans F.K. Günthers die NS-Rassentheorie universitätsfähig, die Überlegungen Richard Walther Darrés sind entscheidend für Wahlerfolge der NSDAP in ländlichen Räumen und Hans Severus Ziegler wird als Generalintendant die Ausrichtung des Weimarer Nationaltheaters prägen. Die hier wirkenden Akteure tragen so entscheidend dazu bei, völkische Ideologien hegemoniefähig zu machen.
Wegbeschreibung
Der Weg führt von Bad Kösen an der östlichen Saaleseite flussaufwärts. Nach ungefähr 1,5 km biegt er auf der Höhe des Campingplatzes (Camping an der Rudelsburg) links in Richtung der Rudelsburg ab und erreicht in einer mäßigen Steigung die Bergkante oberhalb der Saale. Nach zwei Kilometern wird das linkerhand in einem ehemaligen Steinbruch gelegene „Löwendenkmal“ erreicht (Station 1). Von dort geht es über die Rudelsburg hinab nach Saaleck zu den ehemaligen Saalecker Werkstätten am Burgweg, gut erkennbar an der in einer Kurve auf der linken Straßenseite gelegenen Toreinfahrt (Station 2). Von hier sind es nur wenige Schritte hinauf zur Burg Saaleck (Station 3). Anschließend geht es weiter hinab ins Dorf. Hinter der Kirche folgt der Rundgang der Straße „am Saaleck“ nach links. An der Saale liegt der kleine Friedhof des Ortes (Station 4). Von dort geht es per Schiff oder über Lengefeld zurück nach Bad Kösen.
1. Das Löwendenkmal und die Rudelsburg als Erinnerungsorte der Kösener Corpsstudenten

Die Rudelsburg wird im 12. Jahrhundert errichtet und dient den wettinischen Markgrafen als Festung. Nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg wird sie aufgegeben und verfällt zusehens. Im frühen 19. Jahrhundert beginnen sich die Romantiker für die malerisch auf den Felsen über der Saale gelegene Burg zu begeistern. Der Schriftsteller und Historiker Franz Kugler schreibt hier das Lied „An der Saale hellem Strand“.
Einige Zeit zuvor, Ende des 18. Jahrunderst entstehen auch die ersten studentischen Vereinigungen, die sogenannten Corps. Sie sind also etwas älter als die 1815 in Jena gegründete Urburschenschaft. Die einzelnen Corps einer Universität werden in den sogenannten Seniorenconventen (SC) vereinigt. Der 1848 gegründete „Kösener Senioren-Convents-Verband“ (KSCV) ist ein erster Versuch, die unterschiedlichen studentischen Corporationen in einem einheitlichen Dachverband zusammenzufassen. Für die Rudelsburg als Treffpunkt des KSCV sprach wohl ihre zentrale Lage in der Mitte Deutschlands und ihre Nähe zu den Universitätsstädten Jena, Halle und Leipzig.
Gegenüber den Burschenschaften betonen die Corps gerne ihre unpolitische Ausrichtung und ihre interne Heterogenität. Zugleich sind im „Kösener Senioren-Convent“ ausschließlich schlagende Vebrindungen zusammengefasst. Auch verstehen sie sich als gesellschaftliche Elite und und einige Corps verlangen während des Kaiserreiches ein Mindesteinkommen von ihren Mitgliedern.
Nach dem ersten Weltkrieg setzen sich in den Corporationen auch zunehmend nationalistische Positionen durch. Die „deutsche Kultur“, der sich die Corporationen verpflichtet sehen, ist aus der elitären Perspektive ihrer Mitglieder mit Demokratie und „Massengesellschaft“ nicht vereinbar.
„Die Aufgaben der deutschen Corps sind die des ganzen deutschen Volkes.: Wiedergeburt unserer Kultur und eines neuen dauerhaften Staates. Dies ist nur möglich im Kampf gegen zwei Fronten: 1. gegen die vom Marxismus erstrebte Herrschaft der Masse; 2. gegen die sittliche Versumpfung und Entartung, die alle Kreise unseres Volkes durchsetzt hat.“
Beitrag aus der „Deutschen Corpszeitung“

Auch mit der Kriegsniederlage können sie sich nicht abfinden. Diese Sicht der Corps auf den ersten Weltkrieg und seine Ergebnisse drückt sich auch in dem wohl bekanntesten Denkmal an der Rudelsburg, dem 1926 eingeweihten „Löwendenkmal“ aus. Es dient dem Gedenken an die während des ersten Weltkrieges gefallenen Mitglieder des Verbandes. Als Widmung trägt das Denkmal Verse aus dem Drama „Zriny“ des bekannten Dichters der Befreiuungskriege Theodor Körner: „Sie hielten aus in Kampf und Sturmeswettern/Und standen treu bei Tugend, Recht und Pflicht/Das Schicksal kann die Heldenbrust zerschmettern/Doch einen Heldenwillen beugt es nicht!“
Mit dieser Bezugnahme wird eine schon aus den „Ideen von 1914“ bekannte Parallelisierung der „nationalen Erhebung“ gegen die französische Besatzung von 1813–15 und mit der Kriegsbegeisterung aus den ersten Tagen des ersten Weltkrieges vorgenommen. Die Beteiligung an der deutschen Aggression wird hier nicht nur als „Tugend, Recht und Pflicht“ gedeutet. Behauptet wird auch, dass die militärische Niederlage den „Heldenwillen“ nicht brechen könne, der Wille zur Revanche also noch lebendig sei. Das drückt sich auch in der Haltung des Löwen aus, der, obzwar verwundet, sich dennoch aufrichtet und seinem Angreifer stand hält. Nicht zufällig ist Haltung und Blickrichtung des Löwen nach Westen in Richtung des französichen „Erbfeindes“ ausgerichtet.

Der Schöpfer des Denkmales, der Berliner Bildhauer Hosäus, schrieb denn auch, es solle die Empörung der Deutschen gegen den Versailler Vertrag ausdrücken. Zur feierlichen Einweihung des Denkmals am 16. Oktober sind alle 123 Corps des Verbandes anwesend. Nachdem sie am Denkmal Eichenkränze niedergelegt haben, steigen sie in einem Fackelmarsch über die ebenfalls festlich erleuchtete Burg Saaleck zurück nach Bad Kösen.

Während der DDR sollen zwar die eindeutigen revanchistischen Bezüge entfernt werden, das Denkmal selbst bleibt jedoch erhalten. Die Stadt Bad Kösen beschließt lediglich, die Inschrift mit den Sätzen Körners zu entfernen. Nach der Wiedervereinigung gehört die Restauration des Denkmals zu den ersten Maßnahmen des Verbandes.
2. Paul Schultze-Naumburg und der Saalecker Kreis

Paul Schultze-Naumburg wird 1869 in dem nur wenige Kilometer nördlich gelegenen Almrich bei Naumburg geboren und studiert an der Kunstakademie in Karlsruhe. Später gründet er in München eine private Mal- und Zeichenschule. Daneben ist er selbst als Landschaftsmaler und Schriftsteller tätig. In seinen 1901 begonnen „Kulturarbeiten“ geht es ihm darum zu erfassen, wie unterschiedliche menschliche Tätigkeiten, also Land- und Forstwirtschaft, ebenso wie Architektur, Gartenbau etc., unser Landschaftsbild prägen. Dabei bezieht er deutlich Position: Er diagnostiziert eine „Verheerung unseres Landes auf allen Gebieten sichtbarer Kultur“, auf die er aufmerksam machen und der er entgegenarbeiten will. Diese Verheerung setzt, so Schultze Naumburg, in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts ein.
„Mit 1832 beginnt das so gesichtsreiche Bild aller Bauten sich zu verändern. Was vorher lebendig und ausdrucksvoll gewesen war, wird nun steif und starr. Einfachheit wird zu niederdrückender Nüchternheit, reicher Wechsel der Gestalt weicht der Uniformität.“
Paul Schultze-Naumburg
Was sich nun durchsetzt, bezeichnet Schultze-Naumburg als öden „Zuchthausstil“ der Großstadt, durch den landschaftliche Eigenheiten und Traditionen zerstört werden und in dem sich die Härte und Seelenlosigkeit des Materialismus und moderne Nivellierungssucht verkörpern.

Schultze-Naumburg führt diese Entwicklung auf den Verlust der bindenden Wirkung der Tradition zurück. Mit ihr verliere sich die Fähigkeit, das Kulturschaffen in die jeweilige Landschaft einzubetten und das Bewusstsein dafür, dass erst aus Bezogenheit aller Teile zueinander Harmonie entstehe.
Schultze-Naumburg will fortan durch selbst ausgeführte Bauten und Gebrauchsgegenstände die Richtigkeit seiner Auffassungen erweisen. Er zieht 1901 nach Saaleck, wo er die „Saalecker Werkstätten“ gründet und wird ein gefragter Architekt, insbesondere für den Bau von Landhäusern im „Heimatschutzstil“. 1904 wird er darüber hinaus zum Mitbegründer des „Bundes Heimatschutz“. Dieser versteht „Heimat“ als „Gefäß der Volksseele“ und will über den Schutz der so verstandenen Heimat „deutsches Volkstum ungeschädigt erhalten“.
Sich selbst setzt Schultze-Naumburg ein „volkstumorientiertes Bauen“ und die Besinnung auf einfachste Grundformen, so genannte „Urtypen“ zum Ziel. So gilt ihm im Anschluss an Ernst Rudorff das Bauernhaus als architektonische Verkörperung des „germanischen Volkstums“. Die hier entwickelte Bauweise drücke Würde, Bescheidenheit, Bodenständigkeit, und eine behagliche, einladende Stimmung aus. Das Steildach im Gegensatz zum Flachdach moderner Gebäude gilt ihm als „Ewigkeitsform“ „germanischen Bauens“.

Schon hier klingt an, dass Schultze-Naumburg die von ihm entwickelte Gegenüberstellung von moderner und traditioneller Bauweise rassistisch ausdeutet. Explizit wird diese Tendenz spätestens mit dem 1928 veröffentlichten Werk „Kunst und Rasse“: Die als „jüdisch“ bezeichnete moderne Kultur würde, so Schultze-Naumburg hier, in der Gegenwart die „germanische Tradition“ ersticken. Architektur versteht er als in „Werkstoff“ umgesetzten „Willen der Rasse“. Er veröffentlicht in erzieherischer Absicht reich bebilderte Bücher, die dem Leser dazu dienen sollen, zwischen schönem und hässlichem Bauen bzw. in der Diktion Naumburgs zwischen „germanischer“ und „jüdischer Kunst“ unterschieden zu lernen. Diese „Sehschule“ soll so rassistische Kategorien auf die Ebene der ästhetischen Wahrnehmung übertragen. „Der Schönheitssinn erzeugt“, so Schultze-Naumburg, „die schöne Rasse“. 1929 gehört er zu den Gründungsmitgliedern des „Kampfbundes deutsche Kultur“. Diese auf einen Parteitagsbeschluss der NSDAP von 1927 zurückgehende „nationalsozialistische wissenschaftliche Gesellschaft“ hatte es sich u.a. zum Ziel gesetzt „die Werte des deutschen Charakters zu verteidigen“ und „das deutsche Volk über die Zusammenhänge zwischen Rasse, Kunst, Wissenschaft, sittlichen und soldatischen Werten auszuklären“. Ein Jahr später tritt er in die NSDAP ein. Zu dieser Zeit ist auch Hitler ist der Ansicht, Schultze-Naumburg sei berufen, „wahre deutsche Kunst zu lehren“.
Der Saalecker Kreis

Zwischen der zweiten Hälfte der 20er und den frühen 30er Jahren bildet sich um Schultze-Naumburg der sogenannte „Saalecker Kreis“ – ein Netzwerk völkischer und nationalsozialistischer Intellektueller, denen zu Beginn der 30er Jahre entscheidende Stellen im Thüringer Staatsapparat zugesprochen werden sollten. Zu diesem Netzwerk gehört auch Wilhelm Frick, der damalige Vorsitzende der Reichstagsfraktion der NSDAP. Als Frick 1930 nach dem Regierungseintritt der NSDAP zum Innen- und Volksbildungsminister aufsteigt, ernennt er Schultze-Naumburg zum Direktor der Staatlichen Hochschule für Baukunst, bildende Künste und Handwerk in Weimar, dem ehemaligen Weimarer Bauhaus. Schultze-Naumburg entlässt in dieser Funktion den größten Teil des Lehrpersonals. „Ich sah die ersten Wochen den Betrieb beobachtend an, ohne einzugreifen, wußte aber bald, daß ich ohne sehr gründliche Auswechslung des Lehrkörpers nicht zur Erreichung meiner Ziele kommen könnte.“ Zudem lässt als Berater Fricks Werke moderner Maler wie Dix, Kandinsky, Nolde oder Klee aus der städtischen Kunstausstellung entfernen.
Schultze-Naumburgs Karriere während des NS
Während des NS ist er jedoch als Architekt nur begrenzt erfolgreich. Anlässlich des Neubauprojekts der Nürnberger-Oper überwirft er sich mit Hitler. Letztlich steht die traditionalistisch-biedermeierliche Orientierung Schultze-Naumburgs im Gegensatz zu den monumentalen Ansprüchen der neuen Machthaber.

Zu seinen letzten Werken gehört die Nietzsche-Gedächtnishalle am Nietzsche-Archiv in Weimar, mit der er 1935 beauftragt wird. Mit Elisabeth Förster Nietzsche war Schultze-Naumburg schon länger freundschaftlich verbunden. Sie will das Archiv erweitern und eine Stätte der kultischen Verehrung Friedrich Nietzsches schaffen. Entsprechend dieser Zielsetzung sieht Schultze-Naumburgs Entwurf eine klosterartige Anlage mit Wandelgang, Vorhalle, Lichthof und Bibliotheksräumen vor. Den Höhepunkt sollte eine durch eine überlebensgroße Zarathustra-Statue geschmückte Festhalle bilden. Der Bau wird von den höchsten Stellen gefördert: Neben dem Archiv selbst stellen auch die Reichskanzlei, die Thüringer Landesregierung und die Gustloff-Stiftung unter Sauckel Mittel zur Verfügung. Sauckel will in eine Gedenkstätte von nationaler Bedeutung in seiner NSDAP-Gauhauptstadt schaffen. Letztlich wird zwar noch das Richtfest gefeiert, der Bau wird jedoch nie für seinen vorgesehenen Zweck genutzt. Das Projekt wird zunehmend als nachrangig behandelt und 1943 teilt Sauckel mit, dass während des Krieges keine Mittel mehr zur Verfügung gestellt werden könnten. Während der Endphase des Krieges dient die Halle als Lager und Verbandsplatz.
Und heute?
Heute scheinen Paul Schultze-Naumburg und seine Ansichten Geschichte zu sein. Das trifft jedoch nicht ganz zu. 2013 hat der Schultze-Naumburg Biograph Norbert Borrmann das Buch „Die grosse Gleichschaltung. Vom Verschwinden der Vielfalt“ veröffentlicht. Erschienen ist es im neurechten Antaios-Verlag, der im nur wenige Kilometer von Saaleck entfernten Schnellroda ansässig ist. Borrmann schließt hier auch inhaltlich an die Vorstellungen Schultze-Naumburgs an. Für die Gegenwart behauptet er ein großes „Kultursterben“, das sich im Verlust sprachlicher Eigenheiten und Traditionen, aber auch in der Architektur ausdrücke. Traditionelles Bauen sei noch in der jeweiligen Landschaft und ihren Eigenheiten verwurzelt gewesen. „Mensch und Landschaft, ‚Blut und Boden‘ bedingten einander, so erwuchs Heimat, bildete sich Verortung und Verwurzelung aus und mit ihnen entstand die Vielfalt regionaler Kulturen.“ Die heutige Bauweise sei jedoch „vollkommen entortet“. Sie verstehe sich als international und versuche ohne regionale oder historische Bezüge auszukommen. Mit dieser Gegenüberstellung von Eigenheit und Heimat versprechender Kultur und internationaler gleichmachender Zivilisation wiederholt Borrmann einen klassischen Topos der rechten Intellektuellen der Zwischenkriegsperiode. Dabei geht er so weit, den NS als den „letzten europäischen Versuch der Rettung der Territorialisierung von Kultur“ zu deuten.
Hans F.K. Günther

Hans F.K. Günther wird 1891 in Freiburg geboren. 1910 beginnt er ein Studium der Philologie in seiner Heimatstadt und besucht hier neben sprachwissenschaftlichen Veranstaltungen auch Vorlesungen des späteren NS-“Rassentheoretikers“ Eugen Fischer. Ein extremer Rassismus, Demokratiefeindlichkeit und Nationalismus prägen schon früh sein Denken. So tritt er 1920 dem völkischen und antisemitischen „Deutschbund“ bei. Nach dem von Paul Langhans aus Gotha verfassten Strategiepapier soll der Deutschbund der „Veredelung der körperlichen Verfassung, der Art, der angeborenen seelischen Fähigkeiten“ des deutschen Volkes dienen. Hierfür sei die „Reinhaltung seines arischen, germanischen Blutes“ notwendig. Eheschließungen hätten nach entsprechenden rassistischen Kriterien zu erfolgen. Die, die nach dem Weltbild des „Deutschbundes“ als „minderwertig“ gelten, seien an der Zeugung zu hindern. Diese menschenverachtende Programmatik des Deutschbundes nimmt viele der Ansichten Günthers vorweg, der sie später als universitär anerkannter „Rassentheoretiker“ in ein einheitliches Ideologiegebäude integrieren sollte.
Der Deutschbund ist besonders in der gegenwärtigen Notzeit ein geistig-völkischer Kampfbund. Sein Ziel ist die Rettung und Erhaltung unseres Volkstums, seine besondere Aufgabe die Schaffung der geistigen Voraussetzungen eines künftigen völkischen Staates.
aus der Satzung des „Deutschbundes“ von 1921
Zunächst versucht Günther, als freier Schriftsteller zu leben. Seine Werke veröffentlicht ebenso wie Max Wundt oder sein Lehrer Eugen Fischer bei Julius Friedrich Lehmann in München. Der völkische Verleger Lehmann wird 1934 auch dafür das goldene Parteiabzeichen für die „Förderung des Rasseempfindens im deutschen Volke“ erhalten.
Innerhalb der rechtsradikalen und völkischen Kreise der Weimarer Republik macht sich Günther schnell einen Namen. Heinrich Himmler ist von seinem ersten Werk „Ritter, Tod und Teufel“ schwer beeindruckt.
„Ein Buch, das mir ausdrückt in weise überlegten Worten und Sätzen, was ich fühle und denke, seit ich denke.“
Heinrich Himmler über Günthers „Ritter, tod und Teufel“
Hier entwickelt er erstmals die Grundzüge seiner „Rassentheorie, die er 1922 mit der von Lehmann beauftragten und finanzierten „Rassenkunde des deutschen Volkes“ weiter ausbaut. Die „Rassenkunde“ sollte später zu einem Standardwerk der NS-Rassenideologie werden. Günther versteht hier die „Rassentheorie“ als eine normative Wissenschaft, die nach angeblichen „sittlichen Gesichtspunkten“ eine Hierarchie unterschiedlicher „Rassen“ behauptet. Er unterscheidet die nordische, westische, dinarische ostische, ostbaltische und sudetische „Rasse“. Den angenommenen unterschiedlichen „Erbanlagen“ werden von Günther auch unterschiedliche „seelische Eigenschaften“ zugeordnet. So gilt ihm die “nordische Rasse“ als schöpferisch, von „höchster Geisteskraft“, sie sei ausgestattet mit einem „mächtigen Gestaltungswillen“ etc. In der im Anhang veröffentlichten „Rassenkunde des jüdischen Volkes“ bricht sich Günthers radikaler Antisemitismus Bahn: „Juden“ gelten ihm als Gegenprinzip der „nordischen Rasse“. Ihnen werden Handelsgeist, berechnender Charakter, Grausamkeit zugeschrieben.
Entscheidend für die politischen Konsequenzen von Günthers Rassentheorie ist die Annahme, dass gegenwärtig nur noch 50 Prozent der deutschen Bevölkerung der „nordischen Rasse“ entsprechen. Daraus ergibt sich für ihn die Notwendigkeit, die so genannte „Wiedervernordung“ der Deutschen in Angriff zu nehmen. „Rasse“, so formuliert Günther, sei uns nicht „gegeben, sondern aufgegeben.“ “Nordische Sippen“ müssten in ihre „arteigene Umwelt“ versetzt werden, das heißt, ihnen müsste Landbesitz zugewiesen werden, um sie von dem zerstörerischen Einfluss der Großstädte fernzuhalten. Sie hätten möglichst viele Kinder zu zeugen, die Ehegattenwahl hätten nach rassistischen Kriterien zu erfolgen, als „minderwertig“ diffamierte seien an der Zeugung zu hindern. Nur so könnten neue „Adelsmenschen“ geschaffen werden.
Das Buch wird in den folgenden Jahren zum Bestseller. Auch Schultze-Naumburg wird durch die „Rassenkunde“ auf Günther aufmerksam.
„Die ‚Rassenkunde des deutschen Volkes’ war für mich ein ganz großes Erlebnis; denn es brachte mir die Bestätigung für die Richtigkeit einer Gedankenkette, die ich schon lange hegte (…). Hier sprach (…) eine Sehernatur, die Zusammenhänge ahnt und begreift.“
Paul Schultze-Naumburg über Günthers „Rassenkunde“
Aus der Bekanntschaft wird bald eine Freundschaft und Günther zum regelmäßigen Gast innerhalb des Saalecker Kreises. Schultze Naumburg schreibt, Günther sei ein „Sohn des Hauses geworden, auf dessen Wiederkehr sich alle freuten.“
Nach dem Regierungseintritt der NSDAP wird Günther durch Wilhelm Frick, der ebenfalls Mitglied des Saalecker Kreises gewesen und inzwischen zum Innen- und Volksbildungsminister aufgestiegen war, am 1. Oktober 1930 zum Professor für Sozialanthropologie an die Uni Jena berufen. Am 15. November findet in der Aula der Universität die Antrittsvorlesung über „Die Ursachen des Rassenwandels der Bevölkerung Deutschlands seit der Völkerwanderungszeit“ statt. Für die Antrittsvorlesung waren Hitler, Göring, Darré und auch Frick nach Jena gereist. Der Tag endet mit einem Fackelmarsch und einer Kundgebung nationalsozialistischer Jenaer Studierender und SA-Formationen vor dem Haus Günthers am Dietrichsweg 23. Sein Lehrstuhl wird im alten Kollegiengebäude am Fürstengraben 23 im 4. Stock untergebracht und ist zunächst nur spärlich ausgestattet. Die Verlage Gustav-Fischers und Eugen Diederichs schaffen hier durch Bücherspenden Abhilfe.

Der Aufenthalt in Jena ist jedoch nur von kurzer Dauer. Schon 1935 wird er als Professor für „Rassenkunde, Völkerbiologie und ländliche Soziologie“ nach Berlin berufen. Dennoch ist seine Wirkung hier nicht zu unterschätzen. Der Günther-Verleger Lehmann wird später die These vertreten, dass mit der Berufung Günthers die „Rassenkunde“ universitätsfähig geworden sei. Günther ist jedoch nicht nur ein intellektueller Stichwortgeber. Nach 1933 beruft ihn sein alter Bekannter und frisch ernannte Innenminister des „Dritten Reiches“ Wilhelm Frick in den Sachverständigenbeirat für „Bevölkerungs- und Rassepolitik“. In dieser Funktion ist Günther an den Ausarbeitungen zum „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“direkt beteiligt. Nach diesem im Juli 1933 verkündeten Gesetz konnten als „erbkrank“ bezeichnete Personengruppen zwangssterilisiert werden. Als Krankheitsbilder galten dabei „Schwachsinn“, Schizophrenie, manisch-depressive Störungen, erbliche Blind- und Taubheit, körperliche Missbildungen und schwerer Alkoholismus. Auf dem Parteitag in Nürnberg, auf dem auch die von Günthers Lehren beeinflussten sogenannten „Nürnberger Gesetze“ verkündet werden, erhält er den von Hitler gestifteten „Preis der NSDAP für Wissenschaft“. 1941 erhält er das „goldene Parteiabzeichen“. Darüber hinaus beeinflusst der Gedanke der “Aufnordung“ auch die Ideologie der SS. Inspiriert von Günther will Himmler einen „Eliteorden nordisch bestimmter Männer“ schaffen. Dementsprechend werden nur als „nordisch“ und „vorherrschend nordisch“ Klassifizierte aufgenommen. Bewerber müssen zudem ein sogenanntes „Erbgesundheitszeugnis“ vorlegen. Himmler plant sogar, Heiraten von Angehörigen der SS von der Zustimmung des „Reichsführers-SS“ abhängig zu machen.
1945 wird Günther aus dem Universitätsdienst entlassen. Zunächst gilt er als „minderbelastet“. Er strengt ein Berufungsverfahren an, in dem der geistige Vordenker und Ideengeber der NS-Verbrechen 1951 lediglich als „Mitläufer“ eingestuft wird. Noch in den 50er Jahren veröffentlicht er Neuauflagen von „Gattenwahl zu ehelichem Glück und erblicher Ertüchtigung“ und andere Schriften aus der NS-Zeit.
Hans Severus Ziegler

Hans Severus Ziegler wird 1893 in Eisenach geboren und studiert Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Jena. Seit den frühen 20er Jahren arbeitet er als Sekretär des völkischen Schriftstellers Adolf Bartels in Weimar, der seinerseits im Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund, im Deutschbund und im Kampfbund für deutsche Kultur aktiv ist. 1925 tritt er in die NSDAP ein und betätigt sich als Herausgeber der NS-Zeitung „Der Völkische“, die später in „Der Nationalsozialist“ umbenannt wird. Auch zum dem Kreis um Schultze-Naumburg nimmt Ziegler Kontakt auf.
Seit dieser Zeit bemüht sich Ziegler um die Begründung eines nationalsozialistischen Kulturverständnisses. Ähnlich wie andere Mitglieder des „Saalecker Kreises“ ist er der Auffassung, Kunst habe sich an der ursprünglichen Volkskultur zu orientieren. Dieser schreibt er „Einfachheit und elementare Größe“ zu. Gelungene Kunst versteht er in diesem Sinne als Ausdruck des seelischen Gehalts eines „Volkstums“. Dieser in seinen Augen volksnahen und ursprünglichen Kunst stellt er den entfremdeten modernen „intellektuellen Konstruktivismus“, „blutleere Gehirnakrobaten“ und „jüdische Geistreichelei“ der Kunst der Weimarer Republik gegenüber.
Kunst wird so jeder kritischen oder distanzierenden Dimension beraubte Kunst beraubt und als ein bloßes Mittel im „Daseinskampf eines Volkes“ umgedeutet. In diesem Sinne müsse der Künstler von heute „Romantiker bleiben, aber stählern sein und mitkämpfen, wo Kampf notwendig bleibt.“
Von der Machtübernahme der Nationalsozialisten erhofft er sich die Verwirklichung dieser kulturellen und politischen Vorstellungen: Der NS hat in seinen Augen die Aufgabe, ein einheitliches Volk zu schafften und damit auch die Kunst wieder zum allgemeinen Teil der Volkskultur zu machen. Kunst ist nach der Überzeugung Zieglers auf Macht angewiesen: „So lange das deutsche Volk keinen Lebenswillen als Volkstum und keinen Machtwillen als Staat besaß, konnte es unmöglich einen Kulturwillen im tiefsten und eigentlichen Sinne aufbringen.“ Für ihn ist damit lange Zeit des Wirkens völkischer Intellektueller, wie Bartels in Weimar oder der Heimvolkschule in Bad Berka für den Erfolg der NSDAP in Thüringen entscheidend. Ohne sie hätten sich entsprechende Überzeugungen nicht verbreiten und der „Lebenswille als Volkstum“ nicht ausbilden können. Zugleich bedeutet für ihn auch Machtbeteiligung der NSDAP und die Ernennung Fricks einen kulturpolitischen Wendepunkt. Durch sie und den entsprechenden „Machtwillen“ werden erst die Umgestaltung des Schulwesens, die Berufung Günthers nach Jena, die Schultze-Naumburgs nach Weimar und seine eigene Beförderung möglich.
Mit diesen Ansichten macht er schnell Karriere: Von 1925–1931 ist er stellvertretender Gauleiter der NSDAP in Thüringen. Mit der Regierungsbeteiligung der NSDAP in Thüringen wird er 1930 zum Referenten in Fricks Volksbildungsministerium. 1935 wird er zum Generalintendanten des Weimarer Nationaltheaters ernannt. In dieser Funktion sieht er den Kampf gegen sogenannte „kulturbolschewistische Erscheinungen“ und die „Auslese“ und Einsetzung „junger, neu emporwachsender Begabungen des Volkes“ als seine Aufgabe. Diesen Worten wird er bald Taten folgen lassen. So organisiert 1938 in Düsseldorf die Ausstellung „entartete Musik“, in der Stilrichtungen wie Jazz und jüdische Komponisten diffamiert werden.
Richard Walther Darré

Richard Walther Darré, der Stichwortgeber der „Blut und Boden“-Ideologie des NS, erhält wichtige Anregungen von Hans F.K. Günther, den er innerhalb des „Saalecker Kreises“ um Schultze-Naumburg kennenlernt. In Saaleck entsteht auch 1930 mit „Neuadel aus Blut und Boden“ eines seiner wichtigsten Werke, das er seinem Freund Schultze-Naumburg widmet. Zuvor hatte er die Kolonialschule in Witzenhausen besucht und schließlich die Fächer Ackerbau und Viehzucht an der Universität Halle abgeschlossen.
Darré vertritt eine radikale Ideologie der Ungleichwertigkeit verschiedener so genannter „Rassen“. Diese Ungleichheit ist seiner Überzeugung nach im Erbgut verankert und drückt sich auch in unterschiedlichen „seelischen Veranlagungen“ aus. Dazu zählt er auch „Führerbegabungen“. Diese „Führerbegabungen“ versteht er Grundlage für die Stärke eines Volkes und als Voraussetzung, um sich im „Daseinskampf der Völker“ bewähren zu können. Daraus ergibt sich für ihn die Aufgabe der bewussten Züchtung und Auslese dieser „Führerbegabung“ oder eines neuen „Adels. „Adel“ versteht er mithin als „bewußt gezüchtetes Führertum auf Grund auserlesener Erbmasse“.
Diese Forderung nach „Züchtung“ eines neuen „Adels“ verknüpft Darré mit der Idee der Rückkehr zu einer bäuerlichen Lebensweise und zu vorchristlichen germanischen Traditionen. Der germanische Adel hätte sich nicht durch Standesbewusstsein oder Vorrechte, Zeremonien oder Insignien ausgezeichnet. Entscheidend seien vielmehr von allen geachtete natürliche Unterschiede gewesen. In der frühen germanischen Vorgeschichte, so Darrés romantisierender Rückblick, hätten die landbesitzenden freien Bauern über ihre Familie und das Gesinde geherrscht. Ein jeder Landbesitzer sei vollwertiges Mitglied im Thing gewesen und Ämter wären nur für bestimmte Aufgaben vergeben und auf Abruf vergeben worden. Aus diesen freien Bauern, die ihren eigenen Hof bebauen und schützen, bildet sich das Volksheer. Zugleich gliedern die Germanen in Darrés herbeiphantasierten Geschichtsbild ihr Volkstum nach „Blutsstämmen“, um die notwendige Erbmasse für ein geeignetes Führertum zu erhalten.
„Wer der deutschen Seele die naturgewachsene Landschaft nimmt, der tötet sie.“
Richard Walther Darré
Aus diesen angeblichen „germanischen Ursprüngen“ leitet Darré nun eine rückwärts gewandte politische Zukunftsvorstellung ab. Aus dem Bauerntum soll die „deutsche Erneuerung“ hervorgehen. Bodenbearbeitung, Verwurzelung in der Tradition, der Kampf mit den Naturgewalten brächten eine Seelenkraft zur Entfaltung, die erst „echtes Führertum“ und „germanische Gesittung“ möglich macht. Darré ist überzeugt: „Helden stammen immer vom Lande. Die Stadt bringt dagegen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Massenmenschen hervor.“ Der Großstadt schreibt Darré so einen schädlichen Einfluss auf das deutsche Seelenleben zu.
Für ihn ist das jedoch noch nicht genug. Es ist auch zu den alten Ungleichheitsvorstellungen zurückzukehren. Diese würden gegenwärtig – Darré denkt hier offensichtlich an seinen Saalecker Bekannten Hans F.K. Günther – durch die moderne „Erblehre“ bestätigt. „Durch Bereitstellung von Erbsitzen, zu denen der Erbe nur nach erwiesener Leistung gelangte und auf denen Ehegesetze von durchaus züchterischer Leistung galten, wurde bei den Germanen bewährtes Führerblut nicht nur festgehalten, sondern vermehrt und somit bewusst gezüchtet.“ Die Annahme, dass „edles Blut edle Eigenschaften“ übertrage, lasse sich heute wissenschaftlich beweisen.
Darré entwickelt so ein sehr konkretes politisches Programm. Er fordert, an ausgewählte Personengruppen so genannte „Hegehöfe“ zu vergeben, in denen die neuen Landbesitzer eine kleinbäuerliche Subsistenzwirtschaft betreiben sollen. Die verschiedenen Hegehöfe sollen sich in Adelsgenossenschaften zusammenzuschließen, die über die jeweilige Erbnachfolge entscheiden. Finanziert würden diese „Hegehöfe“ über Spenden, Stiftungen oder kommunale Ankäufe. Auch sei der bestehende Großgrundbesitz in verschiedene kleinere Einheiten zu teilen. Profitieren sollten davon, und hier orientiert er sich am Vorbild Ungarns unter Horthy, die, die sich in der „Aufopferung für Nation“ bewährt haben: Aus der Sicht Darrés sind das in erster Linie die ausgezeichneten Frontsoldaten aus allen militärischen Rängen. Über diese Maßnahmen soll der von Darré erstrebte „Neuadel“ geschaffen werden.
„Wir alle erstreben das Dritte Reich. Dessen Bestehen und Geltung wird wesentlich davon abhängen, ob wir noch die Kraft aufbringen werden, einen neuen Adel zu schaffen“.
Richard Walther Darré
Die Mischung von einem verklärten Blick auf eine kleinbäuerliche Lebensweise, vorchristliche Traditionen und einer kruden Rassenideologie mag heute seltsam skurril und aus der Zeit gefallen scheinen. Sicherlich wurden Darrés Vorstellungen auch von vielen Zeitgenossen so wahrgenommen. Sie blieben jedoch nicht ohne Wirkung. Als Mitglied des „Bundschuhs“ übte er einen wichtigen Einfluss auf die ideologische Ausrichtung dieser völkischen Siedlungsbewegung aus. Nachdem er 1930 durch Vermittlung Schultze-Naumburgs mit Hitler in Kontakt kam, beauftragt ihn dieser mit der Ausarbeitung des Agrarprogramms der NSDAP. Gerade für den Erfolg der NSDAP innerhalb ländlicher Regionen kam den Vorstellungen Darrés so eine wichtige Bedeutung zu. Mit ihnen ging für viele Bauern und Kleinbauern tatsächlich eine Aufwertung ihrer Arbeit und Lebensweise, ein konkretes Aufstiegsversprechen und die Aussicht auf den Abbau der Macht der Großgrundbesitzer einher.
Darré sollte darüber hinaus bald Gelegenheit erhalten, diese Vorstellungen auch tatsächlich umzusetzen. 1933 wird er zum „Reichsbauernführer“ und „Minister für Ernährung und Landwirtschaft“ ernannt. Im selben Jahr noch verkündet er das „Reichserbhofgesetz“, das Erbteilungen für landwirtschaftliche Besitzungen ausschließen und so „Erbhöfe“ als selbstständige wirtschaftliche Einheiten erhalten soll. Zugleich wird festgehalten, dass nur „Deutschblütige“ einen so genannten „Erbhof“ erwerben können. Über den Zweck dieser Maßnahmen lässt Darré keinen Zweifel. §1 des Gesetzes hält fest: „Die Reichsregierung will unter Sicherung alter deutscher Erbsitte das Bauerntum als Blutsquell des deutschen Volkes erhalten.“ Hier lässt sich unschwer das nur wenige Jahre zuvor entwickelte Konzept der „Hegehöfe“ wiedererkennen. Betroffen von dieser Regelung sind etwa 40 Prozent der landwirtschaftlichen Besitzungen. Die hier lebenden Bauernfamilien sollen für großen Anteil an Fortpflanzung der deutschen Bevölkerung sorgen. Zudem versucht er getreu der bei den Artamanen gepflegten Vorstellungen in den ostelbischen Gebieten neue Siedlungen als „Damm gegen Slawentum“ zu errichten und plant nach dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges die Gründung von Kolonien in den besetzten Ostgebieten. Auch macht Heinrich Himmler ihn zum Leiter des „Rasse- und Siedlungshauptamtes“. Hier hat er die Aufgabe, die Auslesekriterien festzulegen, über die die SS zum „neuen Adel“ des deutschen Volkes werden soll.
Zugleich jedoch geraten bestimmte Elemente von Darrés Ideologie zunehmend in Widerspruch zur politischen Ausrichtung des NS-Regimes. Spätestens mit der 1936 erlassenen „Verordnung zur Durchführung des Vierjahresplans“, die die deutsche Wirtschaft innerhalb von vier Jahren kriegsfähig machen sollte, setzt die NSDAP auf die effizientere industrielle Bewirtschaftung großer Güter. Zudem will sie es vermeiden, die Interessen des etablierten Adels zu verletzen. Darré verliert zunehmend an Einfluss und wird schließlich 1942 beurlaubt.
Die Artamanen
„Gläubig dienen wir der Erde und dem großen deutschen Werde.“
Wahlspruch der Artamanen
Innerhalb der Jugendbewegung bilden sich nach dem ersten Weltkrieg unterschiedliche politische Strömungen aus. Während einige Gruppen als Konsequenz aus den Weltkriegserfahrungen internationalistische und pazifistische Orientierungen entwickeln, deuten andere die Kriegsniederlage als „Schmach von Versailles“ und fordern die Rückbesinnung auf nationalistische und völkische Orientierungen. Zum radikalen Flügel dieser völkischen Gruppierungen gehören die „Artamanen“. „Artamanen“ ist ein Kunstwort, das sich aus „art“ für „Ackerbau“ und „manen“ für „Männer“ zusammensetzt.

1923 nach einem Aufruf in der Zeitschrift „Deutsche Bauern-Hochschule“ von Bruno Tanzmann gegründet, verstehen sie das Bauerntums als Grundlage der deutschen Stärke. Von hier soll eine nationale Erneuerung ausgehen. Von Anfang an sind Anti-Urbanismus und damit einhergehend auch ein Anti-Intellektualismus für die geistige Ausrichtung der Artamanen prägend. Das Landleben wird mit Gesundheit und Fröhlichkeit, der „Dunst der Städte“ (Tanzmann) mit Stumpfheit und Verweichlichung assoziiert. Freiwillige Strenge, Abstinenz und Armut sollen die Lebensweise der Artamanen ausmachen. Dazu kommt die Rückbesinnung auf „germanische Brauchtümer“: alte Dorf- und Stammsitten, Sonnenwendfeiern usw., seien in jeder Artamschaft zu pflegen.
Dementsprechend wollen sie das Bauerntum stärken und sind als Landarbeiter auf großen Landgütern tätig. Dazu kommen jedoch auch eine rassistische und insbesondere anti-slawistische Orientierungen: Ziel ist es, die auf diesen Landgütern tätigen osteuropäischen Saisonarbeitskräfte zurückzudrängen. Zudem sollen über die Landarbeit Gelder eingenommen und damit eigene Höfe im Osten Deutschlands erwoben werden. Diese sind durch junge Familien zu besiedeln und zu bewirtschaften. Die Zukunft Deutschlands liegt, davon sind die Artamanen überzeugt, nachdem die Kolonien in Übersee verloren wurden, im Osten. In ihrem Selbstverständnis bereiten sich die Artamanen darauf vor, „Wehrbauern“ in einem gewaltsam eroberten Ost zu werden.
Halle wird zum Bundessitz der Artamanen. Von hier werden ihre Mitglieder auf Höfe in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg und Thüringen geschickt und eigene Güter erworben. Umgesetzt wird dieses Programm jedoch nur teilweise: in Ermangelung der notwendigen Gelder können nur wenige Höfe erworben und nur etwa 150 „Neusiedler“ mit Land versorgt werden.
1926 gründet sich der „Bundschuh“ als ideologische Kaderschmied der Artamanen. Hier sind unter anderem Hans F.K. Günther und Richard Walther Darré aktiv. Hans F.K. Günthers „Rassenkunde des deutschen Volkes“ wird zur Grundlage der Schulungsarbeit im „Amt für Rassekunde“ innerhalb des Bundes Artam. Auch andere Nazigrößen wie der spätere „Reichsjugendführer“ Baldur von Schirach, Chefideologe Alfred Rosenberg, der Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß und Heinrich Himmler waren Mitglied der Artamanen.
Die Ideologie der Artamanen wird Himmler nachhaltig prägen: Die biologischen Auswahlkriterien für junge SS-Anwärter, die Eheschließung nach rassistischen Krietrien und das Selbstverständnis der SS als völkische Elite haben ihre Vorläufer bei den Artamanen. Auch beeinflusst die Ideologie der Artamanen die Ausrichtung von Himmlers Ostpolitik. So plant er die Erschließung neuer Siedlungsräume.
„Das deutsche Volk war ein Bauernvolk und muß es in seiner Grundsubstanz wieder werden. Der Osten soll dazu dienen, diese bäuerliche Seite des deutschen Volkes zu stärken […].“
Heinrich Himmler
Schon im Februar 1939 schlägt er – ganz nach dem Vorbild der Siedlungspläne der Artamanen – vor, die besten Jungen und Mädchen zum Landdienst der HJ zu verschicken. Nachdem sie dort Kenntnisse der Landarbeit erworben haben, sollen sie später auf den Siedlungshöfen der SS als „Wehrbauern“ mit Land versorgt werden. Im besetzen Tschechien lässt er dafür ein Bodenamt errichten, das die Enteignung tschechischer Landbesitzer vornehmen und die Besiedelung der Höfe mit Deutschen vorbereiten soll. Auch die Ermordung der polnischen Oberschicht und die Zwangsumsiedlung aus den dem deutschen Reich einverleibten Gauen in das Generalgouvernement nach dem Überfall auf Polen verfolgt das Ziel, neue Siedlungsgebiete für die „deutsche Bauern- und Kriegerrasse“ zu erschließen. Himmler nennt sich fortan „Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums“ und versucht, insbesondere Auslandsdeutsche aus dem Baltikum, Rumänien, Jugoslawien und der Slowakei in den neuen Gebieten anzusiedeln. Bis 1941 werden so über 200.000 Auslandsdeutsche mit Anwesen von zuvor vertriebenen Polen versorgt. Der „Generalplan Ost“ sieht vor, über 31 Millionen Menschen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion zu vertreiben, die verbleibenden „einzudeutschen“ und in den kommenden Jahrzehnten über zwei Millionen Deutsche anzusiedeln.

Die Artamanen sind keineswegs Geschichte 1960 gründet sich der „Freundeskreis des Artamanen“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, das Erbe der historischen Artamanen wahren. Vernetzt sind sie unter anderem mit der „Heimattreuen deutschen Jugend“, zu der auch Andreas Kalbitz Verbindungen hatte. Mit Unterstützung des „Freundeskreises“ lassen sich zudem neue völkische Siedlungsbewegte erneut an der historischen Artamanen-Siedlung „Gut Koppelow“ in Mecklenburg nieder, um „auf den Spuren der Artamanen“ zu siedeln. Hier beteiligen sie sich an Bürgerinitiativen gegen Gentechnik, betreiben ein Café und organisieren Kunstausstellungen und Volkshochschulkurse.
Auch in der hiesigen Region finden sich vergleichbare Projekte. So hat sich in dem 40 Kilometer östlich gelegenen Bornitz an der Elster Jens Bauer angesiedelt. Der ehemalige NPD-Chef von Magdeburg steht seit 2015 der «Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemässer Lebensgestaltung» vor. Auf dem von ihm erworbenen Hof ist auch der NSU-Helfer Ralf Wohlleben nach seiner Haftentlassung untergekommen.
3. Die Flucht der Rathenau-Mörder und die Burg Saaleck
Der Mord an Walther Rathenau

Am 17. Juli 1922 endet auf der Burg Saaleck die Flucht der Rathenau-Mörder und Rechtsterroristen Erwin Kern und Hermann Fischer. Sie hatten als Mitglieder der Organisation Consul am 24. Juni desselben Jahres Walther Rathenau, den Außenminister der Weimarer Republik, auf seinem Weg von seinem Wohnhaus in Berlin Grunewald ins Auswärtige Amt erschossen.
Die Organisation Consul
Die Organisation Consul wurde nach dem gescheiterten Kapp-Putsch 1920 von ehemaligen Mitgliedern der Marinebrigade Erhardt gebildet. Ehrhardt hatte den Kapp-Putsch aktiv unterstützt und war anschließend in München untergetaucht. Die Organisation baut unter dem Decknamen „Bayrische Holz-Verwertungs-Gesellschaft“ und mit Rückendeckung des Münchener Polizeipräsidiums konspirativ ein sich über ganz Deutschland erstreckendes rechtsterroristisches Netzwerk auf. Sie verfügt insgesamt über 5000 Mitglieder, die in 35 bis 120 Mann starke „Arbeitsgemeinschaften“ eingeteilt werden. Ihre Mitglieder werden zu bedingungslosen Beistand und Gehorsam verpflichtet. Verräter verfallen, so heißt es lakonisch, der Feme. Zu den Finanziers gehörte in Thüringen auch der ehemalige Herzog Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha, der Erhard auch 1920 nach dem gescheiterten Kapp-Putsch auf seinem Schloss Callenberg versteckt gehalten hatte.
Ziel der Organisation Consul ist die gewaltsame Überwindung der Weimarer Republik, die „Bekämpfung alles anti- und internationalen, des Judentums, der Sozialdemokratie und der linksradikalen Parteien“. Zum einen will sie dafür unterschiedliche rechte und rechtsextreme Organisationen unterwandern, um sie in einer einheitlichen antirepublikanischen Front zusammenzuschließen. Zum anderen geht auf sie geht eine große Zahl von politischen Gewalttaten in den frühen Jahren der Weimarer Republik zurück, u.a. das Attentat auf Philipp Scheidemann in einem Wald bei Kassel Anfang Juni 1922 und der Sprengstoffanschlag auf die Wohnung des KPD-Politikers Ernst Thälmann, ebenfalls im Juni 1922. Die Gruppe verfolgt dabei die Strategie, durch politische Morde und Gewalttaten Aufstände der Arbeiterschaft zu provozieren. In der erwarteten Gegenreaktion will sie dann als „Ordnungshüter“ zusammen mit der Reichswehr die Macht übernehmen.
„Der Plan war, daß in der entstandenen Verwirrung Schlag auf Schlag die Köpfe der Regierungsmitglieder fallen sollten, um Deutschland zu befreien.“
Erhardt 1933

Attentat und Flucht
Erwin Kern hatte sich schon vor dem Mord an Rathenau an Waffenschiebungen, Anschlägen und Femeattentaten auf angebliche Verräter beteiligt. Nach dem Attentat verbleiben beide Täter ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen in Berlin. Vermutlich wollen sie die Wirkung ihres Anschlages abwarten, um dann mit anderen Mitgliedern der Organisation Consul in das Geschehen einzugreifen. Erst am 27. Juni reisen sie zurück nach Rostock, wo Kern seinen Wohnsitz hatte. Die Polizei kommt nur zufällig, durch Prahlerei eines ihrer Helfer auf ihre Spur. Als dann am 29. Juni ihre Namen und Personenbeschreibungen in den großen deutschen Tageszeitungen veröffentlicht werden, beginnt ihre Flucht quer durch Deutschland. Nachdem ihr Versuch, mit einem Schiff nach Dänemark zu gelangen, scheitert, versuchen sie die Münchener OC-Zentrale zu erreichen und finden nach mehreren Stationen Mitte Juli auf der Burg Saaleck Unterschlupf. Der Burgbesitzer Hans Wilhelm Stein hatte sich aus der Sicht der Täter auch bei früheren Aktionen bewährt. Schon bei der Befreiung des OC-Aktivisten Karl Dithmars aus dem Untersuchungsgefängnis in Naumburg im Januar 1922 nahmen Kern und Fischer die Hilfe Steins in Anspruch und brachten den auf der Flucht verletzten Dithmar für über zwei Wochen auf Burg Saaleck unter. Zugleich war Stein selbst nicht Mitglied der OC und so konnten die beiden hoffen, dort nicht polizeilich überwacht zu werden.
Hans Wilhelm Stein
Hans Wilhelm Stein, geboren 1875 in Magdeburg, hatte sich während des Weltkriegs als Freiwilliger gemeldet und nach seiner Entlassung nach mehreren Lazarettaufenthalten auf der Burg Saaleck niedergelassen. Hier versucht sich als freier Schriftsteller und Heimatdichter. Auch beteiligt er sich an der entstehenden Heimat- und Wanderbewegung. Diese widmet sich der Pflege von Landschaft und Kulturdenkmälern und versteht ihre verklärende Rückbesinnung auf eine germanische Vergangenheit als Grundlage der deutschen Wiedergeburt. Im 1921 gegründeten „Bund der Thüringer Berg‑, Burg‑, und Waldgemeinden“ wird Stein erster „Führsteher“. In diesem Sinne ist er auch mit dem Erhalt und der Restauration der Burg befasst. Hierfür engagiert er den Architekten August Pfisterer, der auch in den Saalecker Werkstätten Schultze-Naumburgs tätig war. Darüber hinaus wird er Mitglied der DNVP. Während des Kapp-Putsches werden auf der Burg Waffen für Hallenser Freikorps gelagert. Später wird er Mitglied der NSDAP.

Das Ende der Flucht
Stein enttäuscht die in ihn gesetzten Erwartungen nicht: Nachdem Kern und Fischer auf der Burg eintreffen und ihm ihre Lage schildern, reist er nach München, um dort in der Zentrale der Organisation Consul Unterstützung für die beiden Flüchtigen zu organisieren. Am Abend des 17. Juli kehrt er mit Pistolen, Geld und gefälschten Pässen auf die Burg zurück.
Inzwischen war allerdings den Attentätern ihre eigene Unvorsichtigkeit zum Verhängnis geworden. So sollen sie sich offen im Umfeld der Burg bewegt haben. Am 16. Juli bemerken zwei Gäste auf der benachbarten Rudelsburg in dem von Stein bewohnten Ostturm der Burg Saaleck Licht. Da bekannt ist, dass Stein selbst verreist war, machen sie der Polizei davon Meldung. Diese trifft am Morgen des 17. Juli auf der Burg ein. Bei dem anschließenden Feuergefecht wird Erwin Kern durch eine Polizeikugel tödlich verwundet. Hermann Fischer schleppt ihn auf das Bett, legt sich neben ihn und erschießt sich dort selbst.

Als Burgbesitzer Stein schließlich Saaleck erreicht, wird er zwar von Polizisten am Zugang zur Burg gehindert, jedoch nicht festgesetzt. So kann er die Waffen und Pässe beiseite schaffen und bei seinem Freund August Pfisterer, einem Mitarbeiter Schultze-Naumburgs, Unterschlupf finden. Dort wird er am nächsten Tag wegen des Verdachts auf Beihilfe verhaftet. In der Gerichtsverhandlung wird er aussagen, er sei zu einer spontanen verspäteten Hochzeitsreise nach München gereist und habe von seinen Gästen nichts gewusst. Diese hätten sich in seiner Abwesenheit gewaltsam Zutritt zur Burg verschafft. Im Oktober 1922 wird er schließlich freigesprochen.
4. Folgen des Rathenau-Mordes und Gedenken

Rathenau-Mord hatte nicht die von den Attentätern erhoffte Wirken. In der Folge erlässt die Regierung das sogenannte Republikschutzgesetz und verbietet eine große Zahl rechtsextremer Organisationen. In den auf den Mord folgenden Gerichtsverhandlungen werden zwar die Mittäter und Helfer des Attentates zu hohen Haftstrafen verurteilt. Das Netzwerk der Rechtsterrosristen und die Organisation Consul spielen hier jedoch keine Rolle. Die Staatsanwaltschaft beschränkt sich auf die Rekonstruktion der Tatvorbereitungen durch die Angeklagten.


Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden an den Gräbern Kern und Fischers öffentliche Gedenkfeiern abgehalten. Im Juli 1933 wird im Beisein von SS und SA eine Tafel zu Ehren von Kern und Fischer an der Burg enthüllt. Die für sie geschaffene Einlassung ist noch heute am Ostturm der Burg zu sehen. Jetzt bekennen sich auch Stein und Erhardt öffentlich zu ihrer Rolle während des Attentats und halten Reden für Kern und Fischer. Für Stein sollte sich das auszahlen: Ab 1937 wird der verarmte „Burgherr“ einen „Ehrensold für völkische Vorkämpfer“ erhalten. Der Gemeindepfarrer Koehn äußert in seiner Gedenkrede: „Viel edle Saat ist hinabgesenkt worden in den Boden unseres Volkes: Die Helden des Weltkrieges, die Helden der Nachkriegszeit von den beiden Helden Fischer und Kern bis zum letzten braunen Soldaten des Führers. Diese Saat ist jetzt im Aufgehen und wir sind die Wächter der deutschen Saat. Wenn je eine Zeit es mit elementarer Gewalt dem Menschenherzen einhämmert: es ist dein Gott, heilig und hehr, der das Böse zertrümmert und dem Guten zum Siege verhilft, dann ist es die deutsche Gegenwart.“ Die Gräber von Kern und Fischer werden auf einen repräsentativen Platz des Friedhofes umgebettet. Hitler selbst stiftet einen neuen Grabstein. Auch nach 1990 halten hier regelmäßig Neonazis – auch aus dem Umfeld des „Thüringer Heimatschutzes“ Gedenkveranstaltungen ab, bis der Grabstein im Jahre 2000 von der örtlichen Pastorin entfernt wird.
Ausgwählte Literatur
Norbert Borrmann, Paul Schultze-Naumburg, die „Saalecker Werkstätten“ und der Saalecker Kreis, in: Deutsche Erinnerungslandschaften: Rudelsburg – Saaleck – Kyffhäuser. Halle 2004, S. 73–90.
Norbert Borrmann, Der Lebensreformer Paul Schultze-Naumburg, in: Ettersburger Hefte 5, Vom „Untergang des Abendlandes“ zum Aufstieg des „Dritten Reiches“. Vier Vorträge, Weimar 1999, S. 63–107.
Norbert Borrmann, Die grosse Gleichschaltung. Vom Verschwinden der Vielfalt, Schnellroda 2013.
Benz, Wolfgang (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 2, Personen, Berlin 2009.
Benz, Wolfgang (Hrsg.), Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5. Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin 2012.
Richard Walther Darré, Neuadel aus Blut und Boden, München 1930.
Dieter Fricke u.a. (Hrsg.), Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945). Vier Bände, Leipzig 1985.
Hans F.K. Günther, Rassenkunde des deutschen Volkes, München 1926.
Hans F.K. Günther, Platon als Hüter des Lebens. Platons Zucht- und Erziehungsgedanken und deren Bedeutung für die Gegenwart, München 1935.
Rüdiger Haufe, „Die Geister der Burg Saaleck“. Der „Burgherr“ Hans Wilhelm Stein im Schnittpunkt von völkischer Bewegung und Heimatbewegung, in: Deutsche Erinnerungslandschaften: Rudelsburg – Saaleck – Kyffhäuser. Halle 2004, S. 50–72.
Heinz Höhne, Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, München 1984.
Michael H. Kater, die Artamanen – völkische Jugen in der Weimarer Republik, in: historische Zeitschrift, Band 213, München 1971, S. 577–638.
Hans-Rudolf Meier, Daniela Spiegel (Hrsg.), Kulturreformer. Rassenideologe. Hochschuldirektor. Der lange Schatten des Paul Schultze-Naumburg : Publikation des gleichnamigen Kolloquiums vom 3.–4. Dezember 2015 an der Bauhaus-Universität Weimar, Heidelberg 2018.
Christian Niemeyer, Die dunklen Seiten der Jugendbewegung. Vom Wandervogel zur Hitlerjugend, Tübingen 2013.
Martin Sabrow, Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, München 1994.
Paul Schultze-Naumburg, Hans F.K. Günther zum 50. Geburtstag, in: Volk und Rasse. Illustrierte Monatsschrift für deutsches Volkstum, Rassenkunde, Rassenpflege, 16. Jg, 1941, S. 21–22..
Peter Schwandt, Hans F.K. Günther. Porträt, Entwicklung und Wirken des rassistisch-nordischen Denkens, Saarbrücken 2008.
Ronald Smelser und Rainer Zielmann (Hrsg.), Die braune Elite I. 22 biographische Skizzen, Darmstadt 1999.
Hans Severus Ziegler, Wende und Weg. Kulturpolitische Reden und Aufsätze, Weimar 1937.
Bildnachweise
Übersichtsbild: https://www.openstreetmap.org/#map=16/51.1124/11.7025&layers=N
1. Das Löwendenkmal und die Rudelsburg als Erinnerungsorte der Kösener Corpsstudenten
Bild 1
Das Löwendenkmal bei der Rudelsburg in der Nähe von Bad Kösen / Sachsen-Anhalt
Autor: Rabe
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:L%C3%B6wendenkmal_2011_-_3.jpg
Bild 2
Titel: Die Kösener Raute, das Symbol des Kösener Senioren-Convents-Verbandes
Autor: unbekannt
Quelle: Archiv des KSCV
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6sener_Senioren-Convents-Verband#/media/Datei:K%C3%B6sener_Raute.jpg
Bild 3
alte Ansichtskarte von Saaleck und Rudelsburg
Bild 4
Titel: Einweihung des Löwendenkmals (1926)
Quelle: Kösener Archiv
https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6sener_Senioren-Convents-Verband#/media/Datei:Einweihung_L%C3%B6wendenkmal.JPG
2. Paul Schultze-Naumburg und der Saalecker Kreis
Bild 1
Titel: Ostansicht Haupthaus mit Anbau
Autor: unbekannt
Quelle: https://www.pimath.de/saaleck/saalecker_werkstaetten/saaleck_wohnsitz.html
Bild 2
Titel: Paul Schultze-Naumburg
Autor: Klaus Piontzik
Quelle: Archiv Stiftung Saalecker Werkstätten
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paul_Schultze-Naumburg.jpg
Bild 3
Titel: Eingangstor zur Villa Schultze-Naumburg in Saaleck (Stadt Naumburg/Saale)
Autor: Jwaller
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SaaleckSchultzenaumburgtor.JPG
Bild 4
Titel: Übersicht „Saalecker Kreis“
Bild 5
Titel: Eingangsbereich der Nietzsche-Gedenkhalle, Modell Paul Schultze-Naumburg, 1937
Autor: unbekannt
Quelle: Fotothek der Klassik-Stiftung Weimar
https://www.weimar-im-ns.de/ort03.php
Bild 6
Titel: Hans F.K. Günther 1935
Autor: unbekannt
Quelle: Bundesarchiv, Bild 183‑1989-0912–500
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-1989–0912-500,_Prof._Hans_G%C3%BCnther.jpg
Bild 7
Titel: Titelbild von Hans F.K. Günther, Gattenwahl zu ehelichem Glück und erblicher Ertüchtigung
Bild 8
Titel: Hans Severus Ziegler (Mitte) mit Prinz Georg von Sachsen-Meiningen und Elsa Reger bei der Enthüllung des Meininger Max-Reger-Denkmals am 11.4.1937
Autor: unbekannt
Quelle: Meininger Museen, Bildarchiv, B 303
Bild 9
Titel: Walther Richard Darre
Autor: unbekannt
Quelle: Bundesarchiv, Bild 119‑2179 / CC-BY-SA 3.0
https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Darr%C3%A9#/media/Datei:Bundesarchiv_Bild_119-2179,_Walter_Richard_Darr%C3%A9.jpg
Bild 10
Titel: Thalitter Artamanen, um 1924–1930
Quelle: Bildersammlung König, Ederbringhausen
Historische Bilddokumente <https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bd/id/204–013> (Stand: 23.11.2011)
Bild 11
Titel: Mitgliedsabzeichen der Artamanen
Autor: Debbi082009
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mitgliedsabzeichen_der_Artamanen.jpg
3. Die Flucht der Rathenau-Mörder und die Burg Saaleck
Bild 1
Titel: Burg Saaleck
Autor: Dr. Lenz
Quelle: https://burgenarchiv.de/burg_saaleck_in_sachsen-anhalt
Bild 2
Titel: Walther Rathenau, deutscher Industrieller und Politiker
Autor: Bain News Service
Quelle: http://loc.gov/pictures/resource/ggbain.20796/
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Walther_Rathenau.jpg
Bild 3
Titel: Vorwärts-Ausgabe zur Ermordung Walther Rathenaus
Autor: unbekannt
Quelle: Bild-Archiv Kultur u. Geschichte, München
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Vorw%C3%A4rts_Rathenau.jpg
Bild 4
Titel: Korvettenkapitän Hermann Ehrhardt während des Kapp-Putsches in Berlin
Autor: unbekannt
Quelle: Bundesarchiv, Bild 146‑1971-037–42 / CC-BY-SA 3.0
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_146-1971–037-42,_Kapp-Putsch,_Berlin_(cropped).jpg
4. Folgen des Rathenau-Mordes und Gedenken
Bild 1
Titel: Grab von Erwin Kern und Hermann Fischer (1933)
Quelle: https://www.naumburg-geschichte.de/geschichte/moerder.htm
Bild 2 und 3
Titel: Erwin Kern und Hermann Fischer, Porträt
Quelle: http://www.gunnarkunz.de/weimar05.htm
alle Bilder bearbeitet von Sebastian Bandelin